Rigas Ritmi at Virgin Jazz Face

Inserted: 13/07/2021


Rigas Ritmi at Virgin Jazz Face


Rigas Ritmi 2021
Riga, Lettland
 
Wie klingt lettischer Jazz? Ziemlich packend kann er klingen! Beim Kristaps Vanadziņš Trio ist das zumindest so. Der charismatische lettische Pianist und seine beiden Mitstreiter spielen ein starkes Konzert bei der 21. Ausgabe von Rigas Ritmi, dem größten Jazzevent des Landes. Starke Melodien, kraftvolles Interagieren der drei Musiker, durchzogen von lyrischen Momenten, feines Songwriting, frische Klangbilder – diesem Trio zuzuhören macht einfach durchweg Spaß. Und wer dann am Schluss noch derart gewitzt Gershwins Klassiker „I Loves You, Porgy“ interpretiert, der kann schon fast sicher sein viel Applaus zu bekommen. Vanadziņš spielte in einer hippen Location, direkt am Wasser, unweit der Daugava, dem über 1000 Kilometer langen Strom, der durch Riga zieht bis hinein in das Baltische Meer. Und die Konzerte in diesem coolen, halboffenen Kunstzentrum hat das Plattenlabel Jersika Records organisiert, das seiner Bezeichnung alle Ehre macht, veröffentlicht es doch nur Vinyl. Mareks Ameriks hat sein Independent-Plattenlabel 2017 gegründet mit der Idee überwiegend komplett analog aufzunehmen, um einen warmen, organischen Sound zu garantieren. Und Mareks Ameriks hat mit seiner Bühne in diesem Jahr ein kleines Festival im Festival kreiert, um seine Künstler vorzustellen.
 
Im Musikhaus Daile, mitten in Riga, schaute kurz zuvor das Quartett des litauischen Bassisten Leonid Shinkarenko, „Shinkarenko Jazz 4N“, vorbei mit seinem groovenden Fusion-Jazz, der aber vor allem durch die beiden gerne auch mal unisono agierenden Bläser Jan Maksimovich und Vytautas Labutis bestechende freie Improvisationen in die durchkomponierten Nummern eingestreut bekam. Und wenn Sängerin Neda, eine der spannendsten Stimmen Litauens, als Gast zu der Band stieß, bekam das Ganze durch ihren improvisierten Gesang noch mal eine ganz andere Dimension.
 
Ein Highlight des Festivals war sicher der Auftritt des Spaniers Antonio Lizana mit seiner Band im großen, altehrwürdigen VEF Kulturpalast, ein wenig außerhalb von Rigas Stadtzentrum gelegen. Gleich zwei Flamenco-Tänzer waren an diesem Abend dabei, der so ausdrucksstarke Mawi de Cádiz und Lizanas mehr elegant agierende Schwester Nieves. Wie Antonio Lizana Jazz mit Flamenco kreuzt, wie er sein heißes Altsax jazzig zum Glühen bringt, um dann mit heister-betörenden Stimme Flamenco zu singen, das ist einfach einzigartig gut, weil mitreißend, vibrierend, gut durchdacht und gespielt.
 
Abendliche Jam Sessions unter freiem Himmel in einem großen Innenhof und bei freiem Eintritt rundeten das Festival ab. Da strömten dann viele junge Leute, von denen einige auch schon zuvor Tickets gekauft hatten, um in einer ebenfalls coolen Location auf dem gleichen Gelände lettische Bands wie das in Ansätzen durchaus schon vielversprechende, junge Toms Mikāls Trio zu hören.
 
Das eine oder andere Bezahlkonzert hätte in diesem Jahr sicher deutlich mehr Publikum verdient gehabt, aber bis wenige Wochen vor Festivalbeginn war überhaupt nicht klar ob und wie Rigas Ritmi 2021 wird stattfinden können. Spielorte wurden geändert und immer wieder auf die aktualisierten Vorgaben geschaut. So was verunsichert dann irgendwann auch ein Publikum. Aber Festivalleiter Maris
 
Briežkalns ist dennoch froh, das Festival gemacht zu haben. Wahrgenommen zu werden, sichtbar bleiben, das war und ist ihm wichtig. Und das ist ihm auf jeden Fall mit der aktuellen Ausgabe gelungen.
 
Text: Christoph Giese

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